MGV-Gladenbach

Kurzer Überblick über die Geschichte unserer Stadt:

1987 feiert Gladenbach das 750-jährige Bestehen!

Gladenbach war im Mittelalter Gerichtsort eines Hundertschaftsbezirks an oberer Salzböde und Allna. Als solcher wurde er 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Der Gerichtsbezirk war damals Bestandteil der Grafschaft Rucheslo, die den Edelherrn von Merenberg gehörte. Die Stadt führt deshalb heute noch das Merenberger Kreuz in ihrem Wappen.

1323 kam dieser Gerichtsbezirk zu Hessen und wurde gegen Ende desselben Jahrhunderts in ein selbständiges Amt umgewandelt.

Die Burg Blankenstein war einmal Sitz des Amtes Blankenstein. 1247 erstmalig zerstört wurde sie ab 1255 auf Grund der Genehmigung der Landgräfin Sophie, Tochter der hl. Elisabeth, wieder erbaut. 1478 wurde hier der Erzbischof von Köln zwei Jahre lang eingesperrt. Er starb auch hier am 26. Juli 1480. Herzog Ulrich von Württemberg wurde hier während seines Exils von Philipp dem Großmütigen seit 1519 eine zeitlang verborgen gehalten. Im November 1647 sprengten die Niederhessen unter Oberst Stauf das Schloss in die Luft.

1648 errichtete man in den Ruinen des im Jahre zuvor zerstörten Schlosses ein neues Amtshaus, das die Amtsverwaltung 1770 aufnahm. Sie zog dann in den Ort um. Gladenbach behielt auch nach dem Ende der Ämterverfassung im Jahre 1821 seinen Mittelpunktcharakter bei. Es wurde für 10 Jahre Verwaltungssitz eines Landratsbezirks und eines Landgerichtes, dann kam es zum neu geschaffenen Kreis Biedenkopf. Das Gericht wurde Amtsgericht und ist heute eine Nebenstelle des Amtsgerichts Biedenkopf. In Gladenbach fand schon früh eine gewerblich kaufmännische Orientierung statt. So gab es z.B. zwischen 1800 und 1850:

  • 141 Handwerker
  • 13 Kaufmännische Berufe
  • 31 Landwirte
  • 60 Tagelöhner
  • 24 Handelsjuden

Das lag daran, dass sich Gladenbach schon im Mittelalter durch die Burg und durch Märkte zu einem wirtschaftlichen Zentrum entwickelt hatte. Andererseits aber stand der Ort auch wieder so stark im Schatten der Burg, dass er erst 1937 Stadtrechte erwarb. In den umliegenden Dörfern, den heutigen Stadtteilen, dominierte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die Landwirtschaft. Nur in Rachelshausen, Römershausen und Runzhausen und bis zu einem gewissen Grade auch in Bellnhausen spielte bis zum vorigen Jahrhundert der Abbau von Eisen-, Kupfer- und Nickelerzen eine gewisse Rolle.

Eine vorindustrielle Entwicklung aber finden wir nur im Salzbödetal, wo wenigstens ein Teil der benötigten Energie in Form von Wasserkraft zur Ver fügung stand. In Weidenhausen, Erdhausen und Mornshausen drehten sich neben den üblichen Getreidemühlen auch Färber-, Poch- und Schmelzmühlen als Vorläufer späterer Verhüttungsbetriebe.

Auch Gladenbach war von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen. Man baute hier im 16. Jahrhundert Silbererze ab. In den Jahren 1584 – 1587 durften deshalb hier auch Ausbeutetaler geschlagen werden. Sie gelten heute unter Numismatikern als wertvolle Rarität.

1972 schloss sich die Gemeinde Runzhausen freiwillig an Gladenbach an und am 1. Juli 1974 wurden weitere 12 Gemeinden des ehemaligen Kreises Biedenkopf und eine Gemeinde aus dem ehemaligen Kreis Marburg durch Gesetz eingegliedert. Zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses betrug die Einwohnerzahl 11.332, die Gemarkung hat 7.200 ha. Hiervon sind 3.273 ha Wald. Der Stadtwald hatte eine Größe von ca. 1.030 ha.

Durch seine schöne landschaftliche und biotropische Schonlage, umgeben von Laub-, Nadel- und Mischwäldern bietet sich Gladenbach geradezu als Kur- und Erholungsort an. Bereits 1893 hatte der "Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs" einen Prospekt her-ausgegeben, der Gladenbach als "Luftkurort und Sommerfrische" auswies. Nach dem 1. Weltkrieg versuchte man, Gladenbach dem Fremdenverkehr zu erschließen.

Seit Ende des 2. Weltkrieges jedoch kommt dem Fremdenverkehr hier erst eine größere Bedeutung zu. Erhebliche Summen wurden investiert.

Die gemeinsamen Bestrebungen der Stadt, des Kneippvereins und der Einwohner fanden den Lohn für ihre Arbeit bereits am 08. Dezember 1958 in der Auszeichnung als "Luftkurort".

Ein weiteres Prädikat wurde der Stadt am 11. November 1971 verliehen. Gladenbach wurde staatlich anerkannter "Kneipp- und Luftkurort", und am 15. Mai 1984 als "Kneippheilbad" staatlich anerkannt.

Text: J. Runzheimer (ehem. Direktor der Europaschule Gladenbach)